Ökumenischer Studienkreis Bad Doberan, 25. November 2024, 19.30 Uhr
Ort: Aula des Friderico-Francisceum-Gymnasium, Alexandrinenplatz 11, 18209 Bad Doberan

Referent: Dr. Georg Diederich, Pinnow

Niels Stensen wurde am 1. Januar 1638 in Kopenhagen geboren und starb am 25. November 1686 in Schwerin. Als genialer Anatom, der u.a. die Muskelstruktur des Herzens entdeckte, kam er über Amsterdam, Leiden, Paris und Montpellier bis nach Florenz. Überall wurde er wegen seiner unbestechlichen Beobachtungsgabe und wegen seines wissenschaftlichen Scharfsinns bewundert. Mit Baruch Spinoza und anderen Großen seiner Zeit verbanden ihn Freundschaft und das Ringen um die Erkenntnis der Wahrheit.
In Florenz war der berühmte dänische Anatom an der dortigen Akademia del Cimento hochwillkommen. Unter Förderung des Großherzogs von Toskana legte Stensen hier die Grundlagen gleich dreier Wissenschaftsgebiete: Geologie, Paläontologie und Kristallografie. Hier entstand 1669 sein wissenschaftliches Hauptwerk „De Solido“, in dem er als erster die erdgeschichtliche Entwicklung der heute sichtbaren Oberfläche unseres Planeten beschrieb. Von hier aus unternahm Stensen mehrjährige Forschungsreisen durch Südeuropa, in denen er weitere Beweise für seine geologischen Entdeckungen sammelte.
Was aber brachte den gläubigen Protestanten dazu, in Florenz zum katholischen Glauben zu wechseln? Warum folgte er fünf Jahre später dem Ruf des dänischen Königshauses, ins protestantische Kopenhagen zu kommen? Was bewegte den königlichen Anatomen Niels Stensen dazu, 1674 nach Florenz zurückzukehren, auf allen wissenschaftlichen Ruhm zu verzichten und Priester zu werden? Und warum kam der spätere Bischof Niels Stensen 1685 überhaupt nach Schwerin, wo er nur als einfacher Geistlicher wirken durfte und nach einem Jahr bitterarm und ziemlich verlassen starb?
Viele seiner Zeitgenossen haben Niels Stensen als unbeirrbaren Mahner zur Wahrhaftigkeit und als Diener der Wahrheit verehrt. Auch in den nachfolgenden Generationen blieb er unvergessen. Der geologische Weltkongress 1881 ehrte ihn mit einem Denkmal in Florenz. 1938 begannen in dänischen und deutschen Bistümern intensive biografische Forschungen zum Leben und Wirken Stensens. Am 23. Oktober 1988 wurde er in Rom selig gesprochen. Auch heute noch zieht dieser Mann, für den Wissenschaft und Glaube keine unvereinbaren Gegensätze, sondern zwei einander ergänzende Wege zur Erkenntnis der Wahrheit waren, die Menschen in seinen Bann.