Das Thomas-Morus-Bildungswerk ist mit seiner lokalen Bildungsarbeit an vielen Orten in Mecklenburg vertreten. Oftmals gibt es Bedarfe aber dort, wo wir nicht sind. Diese Veranstaltungen veröffentlichen wir dann in dieser Rubrik

Wenn Sie Anregungen und Ideen haben, die wir gemeinsam umsetzen können, dann nehmen Sie bitte Kontakt mit uns auf!

Wo der „Eiserne Vorhang“ Europa trennte - Eine Spurensuche per Rad von Sopron/Ungarn bis zur Ostsee

Dienstagstreff St. Anna, 15. Oktober 2024, 10.00 Uhr
Ort: Bernhard-Schräder-Haus, Klosterstr. 26, 19053 Schwerin

Der „Eiserne Vorhang“, das waren Mauern, Zäune, Stacheldraht, Minen, Wachtürme und Grenzposten. Es war eine tödliche Demarkationslinie, die Ost und West trennte. Dort starben tausende Menschen für ihren Wunsch, ein Leben in Freiheit zu führen. Glücklicherweise ist das Geschichte. Am einstigen Todesstreifen verläuft heute ein Radweg, der fast 10000 km vom Schwarzen Meer bis zur Barentssee im Norden Europas führt. In Deutschland ist er auch als „Grünes Band“ bekannt. Peter Sense, der Referent des Abends, war auf einem Teilstück von Ungarn bis zur Ostsee unterwegs. Was er bei dieser 40-tägigen Spurensuche am „Eisernen Vorhang“ entdeckte, welche Einsichten er gewann, welche Erinnerungsorte ihn berührten zeigt und erzählt er an diesem Abend. Herzlich willkommen!

Jesuiten in Schwerin – Katholische Seelsorge in der mecklenburgischen Diaspora des 18. Jahrhunderts

Dienstagstreff St. Anna, 22. Oktober 2024, 10.00 Uhr
Ort: Bernhard-Schräder-Haus, Klosterstr. 26, 19053 Schwerin

Referent: Dr. Georg Diederich, Pinnow

Im 18. Jahrhundert wurde die katholische Missionspfarrei Schwerin von Jesuiten geleitet. Der Apostolische Vikar der Nordischen Missionen hatte 1709 die Ordensleitung um Entsendung von Patres in die mecklenburgische Residenzstadt gebeten, um hier die schon bestehende kleine katholische Diasporagemeinde zu übernehmen und weiter aufzubauen. Von Schwerin aus wurden auch die wenigen Katholiken, die damals in ganz Mecklenburg verstreut lebten, seelsorglich betreut.
Schwerin war eine von vielen Missionsstationen, die die Jesuiten damals im evangelisch geprägten Norden Europas errichteten. Dabei konnte katholisches Glaubensleben nur dort wieder Fuß fassen, wo der jeweilige Landesherr es duldete. So waren auch in Schwerin die Katholiken auf ein gutes Einvernehmen mit dem lutherischen Herzogshaus angewiesen. Hier war oft das diplomatische Geschick der Patres gefragt, denen es tatsächlich gelang, die Schweriner Gemeinde aus ganz ärmlichen Verhältnissen in eine angesehenere Situation zu führen.
So wurde aus der winzigen Kapelle überm Pferdestall bald ein großer Kirchenraum, der mehr als zweihundert Gottesdienstbesucher fasste. 1735 konnte eine katholische Schule gegründet werden; vier Jahre später beschloss die Ordensleitung, in Schwerin eine einzigartige gymnasiale Ausbildungsstätte für katholische Jungen aus ganz Nordeuropa einzurichten. Dieses Proseminar für ein weiterführendes Studium im österreichischen Linz bestand auch nach päpstlicher Aufhebung des Jesuiten-Ordens im Jahre 1773 noch einige Zeit fort. Die beiden Patres, die damals die Schweriner Gemeinde leiteten, blieben als Weltpriester vor Ort. Der Jüngere von ihnen, Ägidius Dechêne, wurde dann der Bauherr von St. Anna zu Schwerin, der ersten katholischen Kirche, die nach der Reformation in Mecklenburg neu erbaut werden konnte.
Ein besonderes Zeitzeugnis sind die Jahresberichte der Jesuiten, die sie in Latein verfassten und an die Ordensleitung sandten. So geben auch die jährlichen Berichte der Schweriner Jesuiten ein ganz eigenes Bild über die damalige Zeit in Mecklenburg. Dabei geht es nicht nur um Seelsorge und Pastoral, sondern oft auch um Ereignisse von landesgeschichtlicher Bedeutung, die hier aus oft ungewöhnlicher Perspektive geschildert werden.

Thomas Morus – Patron der Regierenden und Politiker

Dienstagstreff St. Anna, 29. Oktober 2024, 10.00 Uhr
Ort: Bernhard-Schräder-Haus, Klosterstr. 26, 19053 Schwerin

Referent: Sigrid Hagenguth, Schwerin

Thomas Morus (1477/78 – 1535) gehört zu den großen Gestalten der Geschichte. Er stammte aus einer Juristenfamilie und war selbst lange Richter. Er lebte in einer Zeit, die von großen Umbrüchen geprägt war. Alte Ordnungen zerfielen, neue Welten wurden entdeckt und weiteten den Horizont. Dies verunsicherte und ängstigte die Menschen, denn auch damals gab es einen Reformstau in Staat und Kirche. Morus, der schon als junger Mann über Staat und Gesellschaft nachgedacht hatte, entwirft ein alternatives Staatsgebilde in seinem Buch „Utopia“, welches 1516 erscheint. 1518 wurde er an den Hof des englischen Königs Heinrich XIII. berufen und schließlich 1529 Lordkanzler. Als sein König sich von der Katholischen Kirche trennt und sich selbst zum Oberhaupt der Kirche von England macht, verweigert Morus den Treueid, tritt von seinem Amt zurück, wird eingekerkert und am 6. Juli 1535 im Tower geköpft. Er hat zwar seinen Kopf verloren, ist aber seinen Überzeugungen treu geblieben und seinem Gewissen gefolgt.

Anpassung, Verfolgung, Widerstand Katholische Kirche und Nationalsozialismus in Mecklenburg 1933 bis 1945

Kolping St. Anna, 31. Oktober 2024, 19.00 Uhr
Ort: Bernhard-Schräder-Haus, Klosterstr. 26, 19053 Schwerin

Referent: Dr. Georg Diederich, Pinnow

Das erste Land der Weimarer Republik, in dem die Nationalsozialisten an die Macht kamen, war der Freistaat Mecklenburg-Strelitz. Hier bildeten sie bereits im März 1932 mit der Deutsch-Nationalen Volkspartei eine Regierungskoalition. Nach Wahlsiegen in Thüringen, Anhalt und Oldenburg gewann die NSDAP im Juni 1932 auch im Freistaat Mecklenburg-Schwerin die Landtagswahl und stellte hier rein nationalsozialistische Landesregierung.
Die katholischen Bischöfe, die vor den Reichstagswahlen noch davor gewarnt hatten, die NSDAP zu wählen, riefen nach der Machtergreifung 1933 die Gläubigen nach traditioneller Staatslehre dazu auf, der neuen Obrigkeit zu gehrochen. Dadurch entstand bei vielen Katholiken, die schon bald unter dem NS-Regime zu leiden hatten, Verwirrung und Verbitterung. So erging es auch der katholischen Minderheit in Mecklenburg, das seit 1930 zum Bistum Osnabrück gehörte. Hier hatte der Reichsstatthalter Hildebrand schon im Juni 1933 die Auflösung der katholischen Jugendverbände veranlasst. Durch das neu abgeschlossene Reichskonkordat erhoffte sich die Bischofskonferenz zwar Bestand und Schutz aller kirchlichen Einrichtungen und Fortgeltung der bisherigen kirchlichen Rechte. Doch schon bald begann eine Welle staatlicher Repression gegen die Kirche, in deren Folge u.a. die katholischen Vereine aufgelöst, die katholischen Schulen willkürlich geschlossen und die katholischen Kinderheime beschlagnahmt wurden.
All das blieb nicht ohne Widerstand im Klerus und in den Gemeinden Mecklenburgs. Schon früh wandte sich christlicher Bekennermut gegen den totalitären Anspruch der NS-Ideologie. Zeugnis davon geben u.a. die Verhaftungen und Prozesse gegen katholische Geistliche, die zu langjährigen Haftstrafen verurteilt wurden, ins KZ kamen oder gar – wie der Neustrelitzer Pfarrer Schwentner – die Todesstrafe erlitten.
In seinem Vortrag berichtet der Referent weiter zur Seelsorge an ausländischen Arbeitern in der NS-Zeit sowie zu den Schwierigkeiten bei der seelsorglichen Betreuung von Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen. Zum Kriegsende im Frühjahr 1945 brachte das Elend tausender Flüchtlinge oft eine Überforderung der ansässigen Bevölkerung, fand aber gerade in den katholischen Gemeinden auch Hilfsbereitschaft und Zivilcourage.