Schwerin im Juli 2015

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde,


seit einigen Jahren hat ein Begriff Konjunktur: Resilienz. Das Wort (von lat. resilire = zurückspringen, abprallen) bedeutet in etwa Elastizität, z.B. in der Physik die Eigenschaft eines Materials, nach Belastungen wieder in den Ausgangszustand
zurückzukehren. Inzwischen wird der Begriff auch von Biologen, Informatikern und Pädagogen gebraucht. Resilienz beschreibt Schlüsselanforderungen. Angesichts von wachsenden Knappheiten (Luft, Wasser, Rohstoffe, Geldmittel) werden Widerstandskraft und Unverwüstlichkeit zu einer gefragten Qualität von Produkten, von Systemen und von Menschen. Wie lernen wir, Probleme zu bewältigen und auf wechselnde Anforderungen reagieren zu können? Was macht uns zu „Stehaufmännchen"? 

Dankbar können wir in diesem Jahr auf ein Vierteljahrhundert der wiedergewonnenen Einheit unseres Landes blicken. Der Umbruch und der Transformationsprozess des Zusammenwachsens von Ost und West brachten viele Herausforderungen mit sich. Für die Menschen im Osten Deutschlands waren es so auch Trainingsjahre der Resilienz. Viele hielten dem rasanten Wandel stand, nicht wenige aber konnten nicht mithalten. Die „Gewinner" sollten die „Verlierer" nicht vergessen. Dabei sind die sozialen Verwerfungen nicht auf den Osten beschränkt. Die Deutsche Einheit hat ganz Deutschland verändert. Die Einsicht, dass Zukunftsfragen nur gemeinsam und global zu lösen sind, hat sich durchgesetzt. Resilienz ist lernbar, so bewies es die Forschung. Machen wir uns weiter gemeinsam auf den Weg. Fangen wir an, wo wir sind. Stehen wir auf und dafür ein, dass alle leben können. Stellen wir uns mutig und hoffnungsvoll den Aufgaben der Zukunft. Lassen wir uns von Enttäuschungen nicht lähmen, sondern dazu anregen, die Verhältnisse konstruktiv mitzugestalten. 

Unsere Welt braucht Menschen, die menschenfreundlich und gottverbunden, weltoffen und tiefgläubig, mutig und gelassen, kritisch und zuversichtlich sind.

German Schwarz
Leiter des Thomas-Morus-Bildungswerkes