Philosophischer Gesprächskreis Neubrandenburg, 26. September 2016, 19.30 Uhr
Ort: Hotel am Ring, Große Krauthöferstr. 1, Neubrandenburg

Referent: Pfr. Felix Evers, Neubrandenburg

Glaube kann  Menschen krank und unfrei machen, aber auch gesund und frei. Entscheidend  ist, wie Gott vermittelt  wird, welches Gottesbild in Kirche und Erziehung prägend ist.  Ist es  der beobachtende, strafende, ängstigende Gott oder ist es  der mitgehende, inspirierende und  dem Menschen zugewandte?

 

Christlicher Glaube ist die Antwort des Petrus auf die Frage Jesu: „Liebst Du mich?“– Petrus antwortet mit mir und den Christen: „Herr, Du weißt alles; Du weißt, dass ich Dich liebe.“ Es geht um eine lebenslange Einübung in eine Liebesbeziehung mit dem Gott, der mich mehr liebt als der beste Mensch auf Erden. Die Bibel ist daher für mich ein einziger Liebesbrief Gottes an uns Menschen.   Beim Propheten Zefanija heißt es: „Denn der Herr, dein Gott, ist bei dir, ein starker Heiland. Er wird sich über dich freuen und dir freundlich sein, er wird dir vergeben in seiner Liebe und jauchzend einen Freudentanz aufführen, weil es dich gibt.“

Als Papst Franziskus während des Weltfamilientreffens in Philadelphia Ende September von einem Kind gefragt wurde, was Gott denn gemacht habe, bevor er die Welt geschaffen habe – da antwortete Franziskus: „Gott hat geliebt!“ Auch deshalb feiern wir weltweit seit dem 8. Dezember ein Heiliges Jahr der Barmherzigkeit Gottes. Leider befürchten viele Verkünder der Frohen Botschaft, dass die übermäßige Betonung der Liebe Gottes dazu führen könnte, dass der Glaube zu schlicht und einfach würde. Er müsste gar ergänzt werden um Gottes Zorn und Strafe! Nein, im Herzen Gottes wohnt die Liebe; sie ist Gottes Charakter und Wesen. Zur Liebe gehören  alle Emotionen, die wir Menschen kennen – aber niemals führen sie dazu, dass Gott sein Geschöpf nicht mehr liebt!

Deshalb male ich mir heute im Angesicht der allgegenwärtigen Angst vor Gewalt und religiös motiviertem Terror aus, was es bedeutet, dass niemand Geringeres für mich tanzt als Gott selbst. So wie Angst vor Gewalt und Strafe krankmachen kann, fördert diese Gewissheit ewiger Liebe auch unsere Gesundheit: „Gott ist die Liebe, und in der Liebe gibt es keine Furcht; denn Furcht rechnet mit Strafe.“ (1. Johannesbrief)