Ökumenischer Studienkreis Parchim, 25. April 2015, 19.00 Uhr
Ort: Edith-Stein-Haus, Invalidenstr. 20, 19370 Parchim

Referent: Dr. Stephan M. Handy, Wien

Der amerikanische Kunsthistoriker Irving Lavin schrieb einmal: „In jeder Gesellschaft, selbst in der primitiven, sind das Kunstvolle und das Naive als Alternativen stets gegeben und wirken mit gegensätzlicher und gleich starker Kraft auf die Entwicklung der Kultur. Es mag so aussehen, als bestünden und wirkten das Kunstvolle und das Naive unabhängig voneinander, doch in Wirklichkeit sind sie ewige Alter egos, die manchmal auch direkt aufeinander einwirken. Sie gehören zusammen wie la Belle und la Béte."

In einem Abendvortrag des in Österreich lebenden Bankers und Kunstsammlers Dr. Stephan M. Handy werden der Begriff des scheinbar primitiven Graffito und die wechselnde kunsthistorische Bedeutung von Graffitis thematisiert und eingeordnet. Eindrucksvolle Beispiele wie die berühmten Wandzeichnungen in den Höhlen von von Lascaux, die Mosaikböden in Villen aus dem frühen vierten Jahrhundert v. Chr. im griechischen Olynth, der Triumphbogen Kaiser Konstantins zur Feier seines Sieges über Maxentius im Jahre 312 n. Chr. in Rom, Michelangelos satirische Skizze zu seiner Arbeit in der Sixtinischen Kapelle und schließlich die Karikatur eines Stiers von Picasso aus dem Jahre 1946 (dem Anknüpfungspunkte zu den ätherischen Tierbildern in Lascaux nachgesagt werden), unterstreichen und illustrieren die Ausführungen.